Wien: Katholischer Laienrat und deutsches ZdK vertiefen Beziehungen
Der Katholische Laienrat Österreichs (KLRÖ) und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) vertiefen ihre Beziehungen. Am Wochenende sind Mitglieder des KLRÖ-Vorstands und des ZdK-Präsidiums in Wien zu einer Arbeitstagung zusammengekommen, um aktuelle innerkirchliche und gesellschaftspolitische Fragen zu diskutieren. Angeführt wurden die beiden Delegationen von KLRÖ-Präsident Wolfgang Mazal und ZdK-Vorsitzender Irme Stetter-Karp. Inhaltliche Themen waren u.a. die Positionen von Katholiken gegenüber extremen Parteien, ethische Fragen, Wirtschaftsfragen und innerkirchliche Reformprozesse. Impulsreferate von Expertinnen und Experten legten den Grundstein zu intensiven Diskussionen.
Wie es in einer Aussendung des KLRÖ am Montag hieß, habe sich etwa in der Diskussion ein hohes Maß an Übereinstimmung zum Synodalen Prozess ergeben, der die Weltkirche beschäftigt. Das persönliche Gespräch trage zum wechselseitigen Verständnis bei und sei grundlegende Notwendigkeit der Weiterentwicklung der Kirche. "Die Wertschätzung der Vielfalt im Glauben und Leben sowie eine echte Partizipation innerhalb der Kirche sind notwendig zur Klärung der Stellung der Frau in Weihe und Führungsstrukturen", hieß es in der Aussendung wörtlich.
Die Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts, Gabriele Eder-Cakl, und der Generalsekretär der Stiftung "Pro Oriente", Bernd Mussinghoff, berichteten über den Synodalen Prozess in Österreich und in orthodoxen Kirchen. Thomas Söding, Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum, betonte in seinen Ausführungen, dass die Kirche sich in bischöflicher und synodaler Verfasstheit bewege. Er trete für Veränderungen im Hinblick auf Klerikalismus und Frauenrechte ein. Die institutionalisierte Weiterentwicklung der Synodalität von Laien und Bischöfen, die in Deutschland geplant ist, solle ein Beitrag zur Entwicklung struktureller Reformen der Weltkirche sein, so Söding.
Ausführlich wurde laut Aussendung die Position von Katholikinnen und Katholiken gegenüber extremen Parteien erörtert. ZdK-Vorsitzende Irme Stetter-Karp betonte, dass die Haltung des ZdK gegenüber der AfD Ergebnis jahrelanger Beobachtung der Programmatik und der konkreten Politik dieser Partei sei, die für die Kohäsion der Gesellschaft gefährlich ist. "Als ZdK haben wir uns klar festgelegt: aufgrund ihrer menschenfeindlichen Positionen kann die Partei AfD keine Partnerin für uns sein. Deshalb dürfen Menschen, die ein Mandat für die AfD bekleiden, kein kirchliches Haupt- oder Ehrenamt bekleiden. Ich bin froh, dass wir in diesem Punkt mit der Deutschen Bischofskonferenz übereinstimmen", wurde Stetter-Karp zitiert.
Von österreichischer Seite wurde demnach betont, dass das Konzept einer ökosozialen Marktwirtschaft und die Katholische Soziallehre Basis für die Positionierung von Katholiken seien, von denen aus Nähe und Distanz der politischen Parteien zu katholischen Standpunkten zu beurteilen sei.
Auf Basis von Impulsreferaten von Stetter-Karp und der Generalsekretärin der Aktion Leben, Martina Kronthaler, wurden zudem Positionen zum Schwangerschaftsabbruch, zur Eizellspende und zur Leihmutterschaft erörtert. Beide Referentinnen betonten laut Aussendung die Notwendigkeit des Schutzes menschlichen Lebens als Angelpunkt der Anerkennung von Menschenwürde. Das Fehlen einer zwingenden Beratung vor einer Abtreibung und das Fehlen von sozio-ökonomischer Statistik zum Schwangerschaftskonflikt seien sachlich nicht begründbar.
Claudia Nothelle, Medienwissenschaftlerin an der Hochschule Magdeburg-Stendal, unterstrich in ihren Ausführungen, dass die Überwindung der Spaltung der Gesellschaft nicht über billige wohlfeile Sprüche, sondern nur über eine argumentativ fundierte Auseinandersetzung erfolgen kann.
KLRÖ-Präsident Mazal zog ein positives Resümee der Arbeitstagung. Der Erfahrungsaustausch sei für beide Seiten fruchtbar gewesen. Katholiken müssten "diskursfest" sein, um konkrete politische Forderungen ableiten und verteidigen zu können, so Mazal: "Ich bin davon überzeugt, dass das Menschenbild und Gesellschaftsverständnis der katholischen Soziallehre überaus positive Impulse in einer Gesellschaft sind, in welcher Menschen oft den Eindruck haben, dass ihre Sorgen und Nöte nicht wahrgenommen werden, und deren Weg in die Zukunft unklar ist."
Quelle: kathpress